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der heilkräftige Kräuterbuschen
Ursprünglich ein heidnischer Brauch, wurde der Kräuterbuschen im 9. Jahrhundert unter den Segen der Gottesmutter gestellt, und in der Zeit um Mariä Himmelfahrt (15. August) in der Kirche geweiht.
Im traditionellen Kräuterbuschen findet man Getreide-, Heil- sowie Gewürzpflanzen, die in der Zeit kurz vor Mariä Himmelfahrt gepflückt werden. Wichtig ist es, sie nicht mit dem Messer abzuschneiden, sondern wirklich zu pflücken, weil Eisen den Pflanzen die Kraft entziehen soll.
Je nach Region sind die Kräuterbuschen unterschiedlich aufgebaut Meistens bestehen sie entweder aus 7 (Zahl der Wochen- bzw. Schöpfungstage), aus 9 (dreimal drei für die hl. Dreifaltigkeit), aus 12 (Zahl der Apostel) oder aus 14 (Zahl der Nothelfer) verschiedenen Kräutern.
Als Mittelpunkt dient immer die Königskerze, die auch Muttergotteskerze genannt wird, alle anderen Kräuter werden um sie herum angeordnet.

Großblütige Königskerze (Verbascum densiflorum)
Allgemeines zur Königskerze
- Königin der Schuttplätze, siedelt sich wie die Schafgarbe dort an, wo sie will auch im Garten (will man sie umsetzen, geht sie oftmals ein)
- Wetterkerze – am Stand der Blüten lässt sich der Wintereinfall voraussagen; hat der Stängel schon ganz unten Blüten, kommt der Winter früh, beginnen die Blüten erst weiter oben kommt der 1. Schnee nach Weihnachten)
- Muttergotteskerze, Himmelbrand, Fackelkraut – aus getrockneten Blättern drehte man Lampendochte und die ganze Pflanze in Öl getaucht, wurde als Fackel verwendet
- ist eine Sonnenpflanze und will beachtet werden (leuchtendes gelb, Größe)
- bildet in traditionellen Kräuterbuschen den Mittelpunkt
- nachts, im Mondschein tanzen angeblich die Elfen ihren Ringeltanz um die Blüte
- gelbe Blüten ergeben ein gutes Färbemittel für Wolle und Haare (Abkochung aus Blüten machen)
- blühende Pflanze vertreibt Wühlmäuse
- bei schweren Gewittern soll man einige getrocknete Blüten ins Feuer werfen
- will man einen reichen Fischfang machen, streut man am Tag zuvor Samen in das Gewässer und man wird reichlich Fische fangen. Die Samen enthalten Saponine, die auf Fische leicht lähmend wirken
- ausgewachsene Blütenstände in Weihwasser getaucht, werden zur Weihung des Körpers verwendet, man muss aber ein Kreuz dazu schlagen und ein Gebet sprechen
Königskerze in der Wildkräuterküche
- getrocknete oder frische Blüten sind eine gute Einlage für alle Suppen (Blüten 10 min. darin ziehen lassen und dann servieren)
- Die Blätter können natur oder in Backteig gehüllt in Öl frittiert werden
Ihre Heilwirkung
- Schleimpflanze und Einschleuserpflanze für Kalium
- Sammelgut: v.a. Blüten, z.T. auch Blätter
- Wirkung: auswurffördernd, hustenlindernd, blutreinigend, beruhigend, krampflösend, etc. v.a. bei trockenem Reizhusten hilfreich, aber auch bei Bronchitis und allen Lungenerkrankungen.
- kann mit anderen Schleimpflanzen (Spitzwegerich, Thymian) kombiniert werden. Ideal für Kinder.
Anwendung:
- Tee aus Blüten (muss gefiltert werden, da feine Härchen reizen können)
- wirkt harntreibend und hilft bei Rheuma (nicht süßen), aber auch bei Husten (mit Honig süßen).
- Blüten können auch in Milch kurz aufgekocht werden, das hilft bei Lungenerkrankungen. Pflanzensaft hilft äußerlich bei Warzen und als Umschlag für entzündete Augen. frische zerquetschte Blätter sind wundheilend. Königskerzenöl hilft gegen Harntröpfeln.
Der heilkräftige Kräuterbuschen
Der Kräuterbuschen soll Heilkräfte besitzen, die sich die Landbevölkerung in Urzeiten zunutze machte: Unter dem Dachboden aufgehängt, soll er vor Blitzschlag schützen, unter dem Kopfkissen das Eheglück fördern, im Viehfutter die Gesundheit der Tiere unterstützen und im Kochtopf die Gesundheit des Menschen fördern.
Der Kräuterbuschen ist auch eine Art traditionelle Winterapotheke, da man aus den meisten der Pflanzen heilkräftige Tees für die kalte Winterzeit zubereiten kann. Aber auch als Würze für Speisen dienen einige dieser Arten (Dost, Beifuß, Thymian). Den Kräuterbuschen kann man aber auch in den Raunächten zum Räuchern des Hauses verwenden.
Ein „Must-have“ in jedem Kräutergarten – Beifuß (Artemisia vulgaris)

Allgemeines zum Beifuß
- Mutter aller Kräuter, verwandt mit Eberraute und Wermut
- Gstedenkraut, Pisskraut
- Stängel rot überlaufen, Blüten klein, grünlich und unscheinbar, Blätter unten filzig behaart und silbrig
- heiligstes Kraut und sehr alt (eine der ersten Pflanzen nach der Eiszeit, wurde oft als Grabbeigabe gefunden)
- wird von vielen Völkern verehrt (ist ein Sonnwendkraut – bei Sonnwendfeier Gürtel aus Beifuß umbinden und anschließend ins Feuer werfen, vertreibt alle bösen Einflüsse und bringt Gesundheit für das restliche Jahr)
- zur Sonnenwende wurde damit geräuchert um böse Geister zu vertreiben. Dazu Blätter und Blüten trocknen oder ganzes Kraut zu einem Buschen binden und trocknen, dann anzünden in kleiner Pfanne und durch Räume gehen (desinfiziert und wirkt gegen Elektrosmog). Vertreibt Motten.
- Räucherkraut macht dich offen und den Raum auf und heiligt ihn (Wacholder schützt den geöffneten Raum, Ruchgras stellt die Verbindung zwischen Himmel und Erde her)
Beifuß in der Wildkräuterküche
- zum Würzen schwerer Speisen (Schweine- und Gänsebraten)
- als Beigabe zu Aufstrichen, Kräuterbutter und Kräutersalz
- junge Triebe als Salatzutat und Artischocken-Ersatz
- ideal für Aperitif und Digestif wegen verdauungsanregender Wirkung
Heilwirkung
- Allesheiler (hilft gegen 33 Krankheiten), aber auch Heuschnupfen-Auslöser
- Sammelgut: Blätter und Wurzel
- Wirkung: krampflösend und verdauungsfördernd sowie stoffwechselanregend, aber Vorsicht bei Verwendung nicht übertreiben (enthält Thujon und andere ätherische Öle).
- Nicht in der Schwangerschaft verwenden (Wehen auslösend), aber bei der Geburt (regt Wehentätigkeit an).
- nicht bei Kindern anwenden
- auch gut für müde und schwere Füße (Wanderer steckten sich früher Blatt in die Schuhe). Auch für Fußbad geeignet, fördert die Durchblutung.
- Bitterstoffe regen die Leber und die Galle an und fördern die Fettverbrennung
- Saft von frischen Beifußblättern zur Behandlung von Wunden
- Anwendung als Tee: 1 TL Kraut mit einer Tasse kochendem Wasser überbrühen, max. 5 min. ziehen lassen, max. 3 Tassen / Tag, nicht süßen. Wirkt bei Magen-, Leber- und Galleleiden und regt bei Gebärenden die Wehentätigkeit an.
- Wurzelabsud oder –tinktur werden bei Epilepsie eingesetzt
- getrocknetes Kraut in Kräuterkissen verleiht tiefen und erholsamen Schlaf

Thymus pulegioides / Arznei-Thymian
Der Frauendreißiger
Die Zeit des Frauendreißigers beginnt mit dem 15 August, und dauert bis zum 8. September (Maria Geburt) In diesen Zeitraum fallen besonders viele Marienfeiertage. Das ist aber auch eine naturmagische Zeit, die von Altersher von den Frauen zum Sammeln von Heilpflanzen und Zauberkräutern ausgewählt wurde. Es ist die Zeit, in der die Heilkräuter besonders viel Kraft beinhalten bevor sie sich auf den Winter vorbereiten und alle wichtigen Inhaltstoffe in die Wurzeln verlagern.
Tipp – Hühnereier, die während dieser Zeit gelegt werden, sollen besonders lange haltbar sein.
Ein absolut wichtiges Frauenkraut ist die Schafgarbe – Achillea millefolim

Sehr schön ist sie in Gesellschaft aller Flockenblumen wie zB.
Thymus pulegioides / Arznei-Thymian
Centaurea jacea / Wiesen-Flockenblume
Centaurea scabiosa / Skabiosen-Flockenblume
Schafgarbe (Achillea millefolium)
Allgemeines zu Schafgarbe
- weiße Blüten, aromatischer Duft
- Blätter: Augenbrauen der Göttin Aphrodite / Venus
- Name Schafgarbe, weil Schafe bei Bauchschmerzen vermehrt Schafgarbe fraßen
- Namensteil „Garbe“ bedeutet Gesundmacher
- Schafgarbe wächst nur dort, wo sie selbst will!
- Schafgarbe hat sehr flache Wurzeln, deshalb immer mit der Schere abschneiden, damit die Wurzeln im Boden bleiben
- schwer händisch abzupflücken, da sie sehr viel Kieselsäure enthält
Schafgarbe in der Wildkräuterküche
- ganz fein hacken und sparsam verwenden, da relativ bitter (Würzkraut)
- hervorragend für Kräuterbutter, Teig, aber auch für Gemüsegerichte und Eierspeis
- Schafgarbenstängel als Grillspieß für Hühnerfleisch
- Vorgänger des Hopfens beim Bierbrauen
Heilwirkung
- Sammelgut: ganze Pflanze, enthält Bitterstoffe und ätherische Öle sowie sämtliche Schüsslersalze
- Wirkung: gut für Verdauungsorgane und Hormonhaushalt, wirkt krampflösend und blähungswidrig bei Frauenleiden und Darmkoliken (Schafgarbe im Leib, tut wohl jedem Weib), es wurden 400 bis 500 Wirkungen nachgewiesen, keine Alltagspflanze, immer wieder pausieren
- Anwendung: Tee aus Blatt und Blüte (1-2 TL überbrüht man mit 1 Tasse kochendem Wasser und lässt ihn 15 min. ziehen, 2-3Tassen tägl., kein Dauergetränk), frischer Presssaft hervorragendes Blutreinigungsmittel, äußerlich für schlecht heilende Wunden, Stängel für Fußbäder, Sitzbäder bei Unterleibsbeschwerden, „Leberpflegepflanze“: bei zu viel und zu gutem Essen Leberwickel mit Schafgarbentee (Dunstwickel): Handtuch in starken Tee eintauchen, auf Leber legen (zwischen 13 und 15 Uhr), Tee dazu trinken, fasten und rasten, bei Nasenbluten Blatt in Nase stecken, Kauen von Blättern lindert auch Zahnschmerzen (entzündungshemmend)
Hinweis: Bitte sammeln und verwenden Sie nur Wildblumen, die Sie zweifelsfrei bestimmen können. Für den Verzehr gilt: Übernehmen Sie Eigenverantwortung und nutzen Sie ausschließlich Pflanzen, die Ihnen sicher bekannt sind.
Fazit
Der Kräuterbuschen ist weit mehr als nur ein schöner Brauch – er verbindet Naturwissen, Tradition und Heilkraft in einem duftenden Strauß. Ob als Schutzsymbol im Haus, als wertvolle Winterapotheke oder als kulinarische Bereicherung: Heimische Wildblumen und Kräuter schenken uns nicht nur Geschmack und Heilwirkung, sondern auch ein Stück gelebte Kultur. Wer sie sammelt, taucht ein in altes Wissen, das von Generation zu Generation weitergegeben wurde – und spürt die besondere Magie dieser Sommerzeit.